O Wunder: Gegenüber dem Virus bleibt die Ökonomie für einmal leise
Sonst erfüllt die Politik blind alle Wünsche der Schweizer Firmen. Ein Plädoyer für die Trennung von Staat und Wirtschaft – mit Primat Politik. Säkularisierung bedeutet für westliche Gesellschaften historisch die zunehmende Verweltlichung respektive Loslösung des Menschen von der Religion im Zuge des Humanismus und der Aufklärung. Im späteren und engeren Sinne die Trennung von Kirche und Staat. Ein Zustand, den wir heute als Voraussetzung für Demokratie zurecht voraussetzen. Was wir ausblenden: Das damit an die Macht gekommene Bürgertum etablierte eine andere, neue Bindung, die dem Staat neue, aber ebenso wirksame Fesseln umlegte: die der Ökonomie. Und der Fetisch-Charakter dieser neuen Abhängigkeit trägt immer absurdere Züge, die unübersehbar an den früheren Religionseifer erinnern. Nicht zufällig werden die Börsennachrichten gebetsmühlenartig vor dem «Rendez-vous am Mittag» und damit vor der versammelten Familie um den Mittagstisch zelebriert. Sinkende Kurse sind der Ausdruck verstimmter Anleger, die wie einst verärgerte Götter ein schlechtes Gewissen hinterlassen und zur Besserung mahnen. Sinken Wachstumsaussichten um 1% auf noch gerade 2.5%, darf der Teufel ungeniert an die Wand gemalt werden und ausnahmsweise der Wirtschaftsmotor China in unsere Gebete miteingeschlossen werden. Was nötig wäre: Eine neue Bewegung wie die Aufklärung beziehungsweise Säkularisierung, die diesmal nicht den Staat von der Religion, sondern von der Ökonomie trennt. Wie wir dieses Zeitalter einst bezeichnen werden: keine Ahnung. Denn in den westlichen Staaten hat die Wirtschaft die Politik quasi in Haft genommen. Am deutlichsten natürlich in den USA. Nehmen Sie den dortigen Wahlkampf und den Ein- und Ausstieg von Michael Bloomberg: Wirtschaftsführer und Lobbyisten lassen sich direkt … → Weiterlesen