Der Umbau wird die Arbeitswelt verändern

Ohne Abkehr vom Wachstum gibt es keine Klimaneutralität, sagt Ökonomin Irmi Seidl. Es brauche eine Änderung der Anreize bei Verkehr und Landwirtschaft. Und ein neues Verständnis von Arbeit. Bernhard Ott, Redaktor bei der Zeitung «Der Bund», sprach mit Prof. Dr. Irmi Seidl. Seidl ist die Leiterin der Forschungseinheit Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Eidg. Forschungsanstalt WSL in Birmensdorf. Die Schweiz will bis 2050 klimaneutral werden, ohne beim Wohlstand Abstriche zu machen. Kann das klappen? «Es kommt darauf an, was man unter Wohlstand versteht. Für das hohe Bruttoinlandprodukt bezahlen wir bereits heute einen hohen Preis: Wir haben Arbeitsstress, Lärm- und Luftbelastung und zunehmende Gesundheitsprobleme. Mehr Wohlstand und Zufriedenheit entsteht heute aber nicht mehr durch die Steigerung der Produktion.» Umweltministerin Simonetta Sommaruga und EU-Ratspräsidentin Ursula von der Leyen versprechen aber weiterhin Wachstum, grünes Wachstum. «Ein grünes Wachstum der Wirtschaft als Ganzes gibt es nicht. Es ist zwar so, dass beim Umbau zu einer grünen Wirtschaft gewisse Bereiche wie der öffentliche Verkehr oder die Elektromobilität wachsen. Aber parallel dazu braucht es einen Rückgang des Ressourcenverbrauchs in anderen Bereichen. Das ist bis heute kaum der Fall. Parallel zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs muss der Privatverkehr zurückgehen. Mit der Zunahme erneuerbarer Energien muss der Verbrauch fossiler Energien reduziert werden.» Braucht es Verbote von Autos in den Städten, wie dies die Bevölkerung von Basel soeben ab 2050 beschlossen hat? «Eigentlich nicht. Im Jahr 2050 wird es mit Ausnahme von Oldtimern sowieso keine fossil betriebenen Autos mehr geben. Ein Vergleich der Aktienkurse deutscher Autohersteller mit Tesla zeigt, … → Weiterlesen