Die Baubranche ist ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor, gehört aber auch zu den besonders ressourcenintensiven Industriesektoren. Die Biodiversität kann volkswirtschaftlich nicht klar quantifiziert werden, bildet jedoch die Grundlage unseres Lebens und damit auch unserer Wirtschaft. Wie passt das zusammen? Was braucht es, dass Gebäude in einem umfassenden Sinn nachhaltig sind und keine Altlasten werden, die wir nachkommenden Generationen hinterlassen?
Wenn man sich im Siedlungsgebiet umschaut, hat man nicht den Eindruck, dass Biodiversität im Bauwesen von Bedeutung ist. Unsere Gesundheit sowie Wohlfahrt, Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz basieren jedoch auf widerstandsfähigen Ökosystemen und einer hohen biologischen und landschaftlichen Vielfalt. Deren nachhaltige Nutzung dient also letztlich der Erhaltung unserer Lebensgrundlagen.
Wie können wir nun bauen, dass Gebäude und ihre Umgebung den Bewohnern sowie Tieren und Pflanzen vielfältige Lebensräume bieten? Was sind Trends, Chancen, aber auch Herausforderungen?
Damit Biodiversität und Bauen Hand in Hand gehen, braucht es grundsätzlich das Bewusstsein und den Willen der Beteiligten, sich dafür einzusetzen. Eine ganzheitliche Systemsicht sowie transformative Kräfte aus Politik, Wirtschaft, Forschung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sind hilfreich. Zur Umsetzung gehören verschiedene Instrumente wie Gebäudestandards für eine umfassende Umweltverträglichkeit, Partizipation oder die integrale Planung von vielfältigen Grünräumen. Chancen liegen dabei in widerstandsfähigen Strategien, in der inter- und transdisziplinären Zusammenarbeit sowie in der Stärkung des Vorsorgeprinzips.
Bauen geschieht immer in einem Kontext und widerspiegelt Entwicklungen auf unterschiedlichen Ebenen. Globale Megatrends wie Mobilität, Digitalisierung, Migration und Urbanisierung zählen ebenso dazu wie nationale wirtschaftliche, soziale und ökologische Strömungen. Diese Entwicklungen werfen zahlreiche Fragen auf: Wie sollen Gebäude und Freiräume aussehen und was müssen sie leisten? Wie können nachhaltige Städte gebaut werden? Wie sehen Strategien für einen resilienten Lebensraum aus?
Dominante globale Entwicklungen haben einen grossen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Einfluss auf die Schweiz. Globale Trends beeinflussen auch die räumliche Zukunft. Viele dieser Entwicklungen kann die Schweizerische Bauwirtschaft nicht grundlegend beeinflussen. Doch können alle beteiligten Akteure die Auswirkungen der globalen Trends in der Schweiz gemeinsam in eine sozial- und umweltverträgliche Richtung lenken.
Die Gestaltung von Gebäuden und Aussenräumen beeinflusst unsere Gesundheit, Wahrnehmung von Natur, Identifikation mit dem Umfeld, unser Wohlbefinden und das Vorkommen von Tieren und Pflanzen. Im Hinblick auf die zunehmende Hitze in den Städten, die Siedlungsentwicklung nach innen, gesellschaftliche Veränderungen und Biodiversitätsverlust gewinnen ökologisch vielfältige Bauten und Wohnumfelder an Bedeutung. Warum ist das nicht schon Standard?
Das hat auch viel mit Werten und innewohnender Qualität zu tun. Denn unsere bestehenden Einstellungen, Werte und Überzeugungen erlauben uns, nur bestimmte Strategien zu verfolgen. Das bedeutet: Solange wir unsere Einstellungen, Werte und Überzeugungen nicht ändern, stehen uns die Strategien, die einen effektiven Unterschied machen können, nicht zur Verfügung. Schlicht und einfach, weil wir sie nicht erkennen oder sie uns gar nicht vorstellen können. Wollen wir also wirklich ökologisch vielfältige Bauten und Aussenräume haben, braucht es ein neues Bewusstsein über uns selbst, unsere gebaute Welt und unsere Verbindung mit ihr.
Für alle interessierten Personen: Kurze Anleitung “Bauen und Biodiversität – Gemeinsam ökologisch vielfältige Gebäude und Aussenräume schaffen”
Diese kurze Anleitung spricht die Tragweite ökologisch vielfältiger Bauten und Freiräume für unsere Lebensgrundlage und eine qualitätsvolle Siedlungsentwicklung an. Sie beleuchtet die Rolle der Akteure, zeigt die Relevanz einer naturnahen Gestaltung für ein angenehmes Wohnen, benennt die Aspekte einer nutzergerechten Planung, unterstreicht ein Denken in Systemen und Szenarien, und es werden Lösungsansätze vermittelt, die zu mehr Biodiversität in Bauprojekten führen. Angesprochen sind alle Akteure in einem Bauvorhaben.
PS: Das Journal mit diesem und neuen Beiträgen findest Du unter der Domain von URS, also von «Umweltradio Schweiz»!